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Spannende Segelaction und perfekt gelebte Inklusion

Insgesamt acht Rennen absolvierte jedes der 27 Teams der Weltmeisterschaft im Inklusiven Segeln an den ersten zwei Wettfahrttagen. Aktuell führen die „Hamburger Deerns“, die Titelverteidigerinnen Silke Basedow und Nadine Löschke, das Feld an. Direkt auf Platz drei schaffte es das „Team Rostock“ mit Annelie Kraatz und Leo Paul Nüske bei seinem WM-Debüt. Mit der Taufe von vier neuen RS Venture Connect ging der heutige Segeltag zu Ende.

Die ersten zwei Regattatage verliefen für die Titelverteidigerinnen Silke Basedow und Nadine Löschke erfolgreich: Sechsmal überquerten sie die Ziellinie als Erste, zweimal verbuchten sie Platz zwei für sich. „Ergebnismäßig läuft es für uns gut, aber ein paar Fehler haben wir schon noch gemacht und manchmal Glück gehabt“, fasste Regattaseglerin Silke Basedow die ersten zwei Wettfahrttage zusammen. Der Wechsel zwischen den zwei Bootsklassen wäre nicht einfach, da die Segeleigenschaften sehr unterschiedlich seien, sagt Basedow. Der Hintergrund: Erstmals kommen bei der Weltmeisterschaft Boote der Klasse RS Venture Connect und S\V14 zum Einsatz, die im Wechsel gesegelt werden. „Ein großer Vorteil der RS Venture Connect ist es, dass man dort nebeneinander sitzt und man dadurch gefühlt mehr miteinander segelt und Augenkontakt hat“, so Basedow. Es sei auf jeden Fall schön, beide Bootsklassen einmal ausprobieren zu können. Aufgrund anderer Segelprojekte hat es das Team vor der WM nur zweimal gemeinsam aufs Wasser geschafft, einmal in jedem Bootstyp. Erst kürzlich nahm Nadine Löschke gemeinsam mit ihrem Teamkollegen Tim Trömer erfolgreich an der Para-WM in der RS Venture Connect in den Niederlanden teil und belegte dort Platz sieben. Ein Platz auf dem Treppchen ist das Ziel der „Hamburger Deerns“, wie sich Löschke und Basedow bei der WM in Rostock als Team nennen, bei der Inklusions-WM.

Haben nach zwei Wettfahrttagen den Bug vorne: die Titelverteidigerinnen Silke Basedow und Nadine Löschke. Foto: Pepe Hartmann.

Noch nicht ganz so routiniert ist das „Team Rostock“ mit Annelie Kraatz und Leo Paul Nüske, die sich vor der Inklusions-WM nur vom Sehen bei der Freitagsregatta ihrer Segelvereine kannten. Seit Mittwoch sitzen sie nun in einem Boot – und das mit Erfolg. Teilweise lieferten sie sich knappe Kopf-an-Kopf-Rennen mit den amtierenden Weltmeisterinnen aus Hamburg. Beim freien Training am ersten Tag der WM hatte sich das Team schnell in das Handling auf den speziell für inklusives Segeln konzipierten Booten eingefuchst. „Es hat ziemlich gut geklappt. Wir haben zügig herausgefunden, wie die Manöver am schnellsten gehen“, berichtete die vierzehnjährige Annelie vom Rostocker Segelverein Citybootshafen, die außerhalb der Weltmeisterschaft im 29er segelt. Die Aufgaben im Boot sind klar verteilt: Regattaseglerin Annelie übernimmt das Steuern und das Kommando, Leo „zieht die Leinen“. Vor jedem Manöver gehen sie die Handgriffe kurz durch. „Ich hatte vorher ein bisschen Bammel, dass ich etwas falsch mache, aber alles funktioniert gut“, erzählt Leo, der bei der Inklusions-WM 2022 in Rostock als Helfer im Einsatz war und normalerweise in der Jollen-Klasse Ixylon segelt. Die Aufteilung an Bord hat sich bei der WM bislang bewährt: Nach zwei Wettfahrttagen liegen die beiden Youngster aus Rostock auf Platz drei. Für die weiteren Rennen wünscht sich Annelie noch ein bisschen mehr Wind. Laut Vorhersage stehen die Chancen darauf gut.

Doch bevor es morgen für die Teams wieder auf die Regattabahn geht, stand noch eine vierfache Bootstaufe an. „In 2023 freuen wir uns besonders, vier Inklusionsboote des Typs RS Venture Connect zur Verfügung stellen zu können und so das inklusive Segeln zusammen mit den engagierten Vereinen weiter fördern zu können“, sagte Andreas Sand, Vorstand der 1999 im Sauerland gegründeten Heinz-Kettler-Stiftung, die sich als Stiftungszweck von Beginn an die Förderung des Behindertensports auf die Fahnen geschrieben hat, da der größte Geschäftsbereich der Gruppe der mit den Sportgeräten war. Heute unterstützt die Heinz-Kettler-Stiftung jährlich rund 50 Sportprojekte und Sportler in Deutschland.

Nadine Löschke taufte eines der vier neuen Boote. Foto: Pepe Hartmann

„Uns ist keine Sportart bekannt, die so vielseitig Sportler und Sportlerinnen mit und ohne Handicap zusammenbringt. Hier wird deutlich, dass im Sport jeder willkommen ist, unabhängig von seinen Fähigkeiten oder Herausforderungen. Ein Event wie die Inklusions-Weltmeisterschaft ist ein wichtiger Schritt in Richtung gelebter Inklusion. Die Akzeptanz und Bedeutung spiegelt sich nicht zuletzt auch durch das internationale Starterfeld wider“, sagte Sand bei der Taufe. Das gemeinsame Erleben von inklusivem Segeln könne verdeutlichen, dass Sport keine Grenzen kennt. Menschen mit und ohne Behinderungen könnten gemeinsam diese aufregende Aktivität genießen und soziale Bindungen aufbauen.

Die mediale Wahrnehmung des inklusiven Segelns könne zudem andere dazu inspirieren, sich im Sport zu engagieren und ihre eigenen Grenzen zu überwinden sowie das Bewusstsein für die Bedeutung von Inklusion im Sport zu schärfen. „Ein besonderer Dank den Organisatoren vom Wir-sind-Wir e.V. und allen beteiligten Helfenden, die hier ehrenamtlich unterstützen. Der Dank gilt natürlich auch der Stadt Rostock und dem Land Mecklenburg-Vorpommern für die Unterstützung und die Zurverfügungstellung des Segel- und Eventbereichs. Allen Teilnehmenden wünsche ich einen erfolgreichen und windigen Wettbewerb!“, schloss Sand. Feierlich getauft wurden die neuen Boote von den WM-Teilnehmerinnen Nadine Löschke, Henriette Smith, Noa Philippa Meyer und Annelie Kraatz auf die Namen „White Pearl“, „Brendon“, „Stratos“ und „Freedom“.